Autor: A. o. Univ. Prof.
Dr. Karl Garnitschnig
Wir bilden uns, wenn wir uns mit uns selbst, mit anderen und der Welt im weitesten Sinn in Beziehung setzen. Gebildet ist derjenige, der in der Lage ist, sich selbst Wissen anzueignen, von sich her die Welt zu verstehen und zu gestalten. Ziel von Bildungsprozessen ist wohl das, was schon Wilhelm von Humboldt gültig formuliert hat: Das Menschsein in sich zur höchstmöglichen Ausformung zu bringen, was nur möglich ist, wenn der Mensch sich mit vielem in Beziehung setzt. Dazu werden verschiedene Ansätze angeboten. Dietrich Benner differenziert Bildung nach den Konstituenzien des Menschseins und den Praxisfeldern, die für alle Menschen relevant sind. Hirst und Peters definieren Bildung über die Wissenschaften, die jeweils auf der Basis ihres methodischen Zugangs zur Welt diese spezifisch begreifen.
Bildung wird ferner über unterschiedliche Deutungsebenen differenziert, die sich aus der Bestimmung des Verhältnisses von Subjekt und Objekt ergeben. Man kann sich und die Welt als determiniert betrachten und sich damit völlig als von außen bestimmt ansehen (1). Man kann auch die Welt als sich verändernd betrachten und die Subjekte als von dem abhängig, wie sie diese Welt erleben und verstehen. Bildung wird dann zum Hineinwachsen in die Gesellschaft, damit das Wissen an die nächste Generation weitergegeben werden kann (2). Begreift sich eine Person als reflektierendes Subjekt, kommt sie in die Lage, was sie bestimmt zu bedenken und eigene Vorstellungen zu entwerfen, wie sie ihr Leben gestalten möchte. Eine solche Person beginnt sich selbst zu bilden (3). Da wir aber unser so und so gewordenes Bewusstsein nicht willentlich überspringen können, wir uns aber selbst beschränkten, wenn wir nichts Neues in unserem Denken zuließen, ist es günstig sich der Intuition zu überlassen. Das heißt wir können uns von dem bisher Gedachten leer machen, damit Neues, eine neue Einsicht in unserem Bewusstsein auftauchen kann. Dann begeben wir uns in einen Prozess des Werdens und des uns Bildens. Wir können unser Menschsein zur höchsten Entfaltung bringen (4).
Angesichts der politischen Entwicklungen wird es immer wichtiger, dass mehr und mehr Menschen autonom ein kritisches Bewusstsein entwickeln und in wechselseitiger Anerkennung Vorstellungen eines guten Zusammenlebens unabhängig von Diktaten von außen entwerfen und ihr Leben bewusst danach gestalten.
*Alle Preisangaben inkl. deutscher USt.
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Rezensionen und Rückmeldungen:
Rezension von Katharina G.:
Das Buch bietet aus meiner Sicht einen umfassenden Überblick zum umfangreichen Bildungsbegriff und befasst sich desweiteren auch mit verschiedenen Perspektiven der Praxis beispielsweise aus der Finanzwelt oder Arbeitswelt.
Im einleitenden Kapitel wird der Bildungsbegriff genauer erläutert und umfassend dargestellt. Er bildet die Basis für das weitere Verständnis dieses Buches und die anderen Autoren haben auch auf diesen Artikel Bezug genommen.
Im nächsten Abschnitt wird besonders auf die Bedeutung des persönlichen Umfeldes auf den Bildungsprozess eingegangen. Hier wird unter anderem auch auf die derzeitige Lage sozialer Ungleichheit in Österreich hingewiesen und aktuelles Datenmaterial bereitgestellt. Besonders interessant ist der Einfluss des Selbstwertgefühls. Arbeitslosigkeit und/oder Armut der Eltern führen zur Ausgrenzung deren Kinder und wiederum zu einer Verringerung des Selbstwertgefühls dieser. Höherer Stress und Kompensation von negativen Gefühlen kann in weiterer Folge auf den Bildungsprozess hemmend wirken.
Das darauffolgende Kapitel geht auf den Teilbereich Finanzbildung ein. Überrascht war ich hier von dem Befund zur Finanzbildung in Österreich. Es ist davon auszugehen, dass das Finanzwissen zum Großteil nur ungenügend ist. Und das obwohl es zum Teil verschiedene Aktionen unterschiedlicher Institutionen dazu gibt. Diese werden ebenso vorgestellt und das Life Skill "Financial Literacy" erläutert.
Im Abschnitt "Bildung in der Arbeitswelt" wird sehr praxisorientiert beschrieben, wie erworbenes Wissen aus Fortbildungen in der alltäglichen Arbeitspraxis besser eingebunden werden kann. Ausgehend von den aufschlussreichen Ausführungen zu kognitiven Aspekten des Lernprozesses werden konkrete Beispiele aufgezeigt, die den Beitrag sehr anschaulich machen.
Im abschließenden Kapitel wird ausführlich frühkindliche Bildung und Entwicklung auch durch den Einfluss körperlicher Betätigung bearbeitet. Einflüsse wie Erziehungsstil oder auch die Betreuungsleistungen in Einrichtungen werden beleuchtet und anhand praktischer Beispiele näher beschrieben.
Insgesamt gesehen ist dieses Buch ein guter Überblick mit einzelnen zum Teil sehr praxisorientierten Einblicken aus dem großen Themenbereich Bildung.
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